12. Dezember 2010

wie geht es uns doch gut! - 12.12.2010

Vor Anker vor Porvenir / Kuna Yala
Etappe: 25 sm
Wind: 3-10 kn aus NW
Luft: 28 Grad - SONNE!!!
Wasser: 27 Grad

Nach Porvenir muss jeder, der sich in den San Blas rumtreibt. Hier gibt es gegen Dollar die erforderlichen Genehmigungen. Ich habe nun 4 Quittungen, eine Reiseerlaubnis für Panama für 1 Jahr, eine AufenthaltsGenehmigung für 6 Monate und den Segen des Kuna Congress (Parlament) für den MonatsLohn eines Arbeiters in Colon!! (283 US Dollar). Und das in 30 Minuten! Ja, Mann, das war ja schnell ausgegeben! Aber ich bin nach über 3 Wochen jetzt endlich legal in Panama - vorher nicht!! Und dann erwischt es mich wieder ganz warm: kaum bin ich an Bord und noch mit dem Klarieren des Dinghis beschäftigt, bekomme ich auch schon Besuch. Ein freundlicher Kuna stellt sich vor, erkundigt sich nach woher und wohin und fragt mich nach Medikamenten für seine kleine Tochter, denn sie hat Asthma. Ob ich dafür auch etwas an Bord habe, weiss ich gar nicht: auf jeden Fall will ich nichts weggeben, weil ich weder etwas über Medikamente noch über die Wirkung bei jungen Kindern weiss. Wenn ich das schlucke, ist das meine Verantwortung - und das tue ich nur nach Absprache mit einem Arzt. Fast kommen ihm die Tränen und er bietet mir eine Bluse mit 2 Molas an. Die ist nicht wirklich schön und nicht so gut gearbeitet und so danke ich. Sein Blick verrät Verzweifelung. Ich gehe derweil unter Deck und hole für Vater und Sohn wenigstens je eine Cola. Er ruft mir nach, immer neue Preise - stark fallend - ruft er aus Verzweifelung und unter Deck greife ich zu meinen Dollars und gebe ihm dann das Doppelte des letzten Preises und 2 Cola. Er fängt leise an zu weinen, ob des Glückes (er hatte nur dieses eine Stück zu verkaufen) und dankt dem Herrn und mir und allen anderen auch gleich! Dann strahlt er mühsam, reicht mir die Hand, wünscht mir einiges Gute und ich ihm Gesundheit für seine Tochter! Der Sohn öffnet die Flaschen und Vater paddelt so schnell davon, als wenn die Apotheke - die es gar nicht gibt - gleich schliesst. Wenn ich dann in die Runde sehe, und die großen Segler (Mirmel ist ein ganz kleines Schiff dagegen!!) betrachte und denke, dass wir alles MultiMillionäre in deren Augen sind, dann ist mir wieder etwas wohler, denn ich glaube, ein gutes Werk getan zu haben und habe grenzenloses Mitleid mit den Menschen hier, die wirklich unvorstellbar arm sind, wenn sie etwas gegen Geld aus unserer Welt brauchen. Wie geht es uns doch gut!
Trotzdem muss ich gleich weiter, denn das Wetter winkt mich heran: eine Nachtfahrt Richtung Colon! Da werde ich unter Millionären sein - Business as usual!! Irgendwie auch schade .... und die Wärme bleibt in Kuna Yala??